Spanier zufrieden mit ihrer Arbeit in Deutschland. Interview von Frau Dr. Rodriguez mit dem Verein Deutscher Ingenieure.

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Interview von Frau Dr. Rodriguez mit dem Verein Deutscher Ingenieure

In den vergangenen Jahren fanden einige tausend spanische Ingenieure einen Job in Deutschland. Die allermeisten haben den Wechsel nicht bereut und wollen bleiben, wie eine aktuelle Studie zeigt.
„Ich war sehr überrascht, wie positiv meine Landsleute ihre Arbeit in deutschen Unternehmen bewerten“, sagt Ruth Vijande Rodriguez. Die Personalberaterin hat in ihrer Dissertation die Arbeits- und Lebenssituation der gut 4000 spanischen Ingenieure hierzulande beleuchtet.

Fast 900 befragten Expatriates – ein Drittel von ihnen Frauen – sind zufrieden über ihre deutschen Kollegen. Vorurteile gegenüber Spaniern gibt es offenbar nur in wenigen Firmen.
„Noch wichtiger aber ist für die meist jungen Ingenieure, dass sie von ihren Familien in der Heimat unterstützt werden“, erläutert Vijande Rodriguez.
Über Skype und Whatsapp sei es heute leicht, engen Kontakt zu Angehörigen und Freunden zu halten. Zudem linderten regelmäßige Heimflüge den Trennungsschmerz. Hintergrund wohl auch: Für die Spanier ist es der Studie zufolge nicht leicht, privaten Kontakt zu Deutschen aufzubauen.

Erstaunt war die 38-Jährige darüber, dass die wenigsten Befragten aus Not nach Deutschland kamen. Nicht die schwere Rezession in ihrer Heimat, sondern die Hoffnung auf eine internationale Karriere zog sie in den Norden. 70 % von ihnen hatten schon vor ihrem Job in Deutschland im Ausland studiert oder gearbeitet. Nach Großbritannien ist Deutschland für aufstiegsorientierte spanische Ingenieure das attraktivste Land in Europa. Hier gibt es viele anspruchsvolle Stellen im Maschinen- und Fahrzeugbau“, so Vijande Rodriguez.

Etwa ein Viertel der Befragten ist der Untersuchung zufolge in Forschung und Produktionsingenieure – meist übrigens bei großen Mittelständlern oder in Konzernen. Zwei Drittel von ihnen haben unbefristete Arbeitsverträge. Nur wenige spielen mit dem Gedanken, ihren Job zu kündigen. Ob sie in ihre Heimat zurückkehren werden, ist für die meisten Spanier völlig offen. Vijande Rodriguez: „Viele können sich auch vorstellen, für ihren deutschen Arbeitgeber künftig in einem anderen Land zu arbeiten.“

In der Doktorarbeit, die an der Wirtschafts- und Psychologiefakultät der spanischen Universität UNED in Kooperation mit der Hochschule Heilbronn entstand, werden aber auch einige kritische Punkte behandelt: Manche spanische Ingenieure zweifeln daran, dass sie ihr deutscher Arbeitgeber fair bezahlt. Eher unzufrieden sind viele außerdem mit ihrer beruflichen Entwicklung. „Die meisten Befragten hatten darauf gehofft, schneller aufzusteigen“, so die Geschäftsführerin von Rodriguez International Consulting in Herdecke.

Quelle: Peter Schwarz | 18. März 2016 | VDI Nachrichten Ausgabe 11

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